Nach 21 Tage im neuen Jahr hatte es hier endlich den
ersten Regenschauer gegeben. Während Deutschland wohl derzeit im Regen oder
Schnee versinkt, bleibt hier der Regen weitestgehend aus, und das in der
Regenzeit.
Stattdessen ist Tag und Nacht Hitze angesagt. Nachts
fällt hier nachts derzeit das Themometer selten unter 20 Grad, so dass ohne
Klimaanlage oder zumindest ohne Ventilator an Schlaf kaum zu denken ist,
dementsprechend nicht erholsam ist dann der Schlaf, was sich dann auf den
folgenden Tag auswirkt. Ab ungefähr 10 Uhr klettert dann das Thermometer auf
über 30 Grad und fällt unter diese Marke erst ab 18 Uhr. An einen längeren
Aufenthalt in der Sonne ist dann ausserhalb eines Pooles kaum zu denken, es sei
denn man will sich saunen. Entsprechend unmotiviert und faul bin ich über den
ganzen Tag. Aber das scheint nicht nur mir so zu gehen, sondern der ganzen
Stadt. Naja, derzeit ist es halt genauso wie in Deutschland, nur entsprechend
halt das Gegenteil.
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Wetterbericht, bei uns in Goias sind es heute 31 °C, für Brasilien recht kühl |
Hatte ich vormals immer gedacht das Allgemeine
beschweren über das Wetter sei eine typisch “deutsche” Eigenschaft, so muss ich
das nach den letzten Eindrücken korrigieren. Oftmals beginnt ein Smalltalk hier
mit “Ooh, tanto calor estes dias” (oh, so heiss die Tage…). Das komische ist,
dass es ja immer so ist, also beinahe das ganze Jahr über… Aber genau wie man
sich in Deutschland niemals an das Regenwetter gewöhnt, gewöhnt man sich hier
nicht an die Hitze.
Aussergewöhnlich ist jedoch wie gesagt der Fakt, dass
es hier in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten kaum geregnet hat, und das
gilt nicht nur für unseren Staat Goias, sondern für den Rest des Landes
(vielleicht mit der Ausnahme des Amazonas, wo es ja quasi täglich regnet). Das
hat natürlich Auswirkungen, womit ich mich in den vergangenen Tagen mal ein
wenig intensiver beschäftigt habe. Eigentlich besitzt Brasilien mehr
Wasserreserven als jedes andere Land der Welt, unter anderem durch das riesige
Amazonasbecken, das beinahe 50 % des Landes ausmacht (aber nahezu unbevölkert
ist). Es gibt jedoch ebenfalls Regionen (besonders im Nordwesten), in denen es
kaum regnet. Zudem unterscheidet man die Jahreszeiten hier nicht in Sommer und
Winter, sondern in Regen- und Trockenzeit. Entsprechend kann dies zu Engpässen
führen.
Zudem ist der gefühlte Wasserverbrauch pro Kopf in
Brasilien scheint meiner subjektiven Einschätzung nach um einiges grosser zu
sein als in Deutschland. Man duscht hier gerne zwei oder selten auch dreimal
täglich, beim Spülen wird um einiges mehr an Wasser verbraucht und es ist kein
Seltenheit täglich mit dem Gartenschlauch den Boden vor dem Haus zu reinigen.
Wie gesagt, das sind Beispiele, die mir hier im alltäglichen Leben auffallen.
Jetzt gehen im Moment die Wasserreserven extreme
zurück und sind in einigen Teilen des Landes bereits am Limit. In einigen Teilendes bevölkerungsreichsten Bundesstaat São Paulo wurde die Wasserversorgung sogarfür einige Stunden am Tag abgestellt. Schon interessant, welch rigorose
Massnahmen hier ergriffen werden, für Deutschland ware ein solches Szenario
nahezu undenkbar.
Die Auswirkungen beschränken sich aber nicht nur auf
die Wasserversorgung, sondern auf die Stromversorgung. Brasilien bezieht seinen
Strom zu über 80 % aus Wasserkraft und ein Grossteil der Stauseen ist derzeit
nun einmal unter 10 %, d.h. nahezu leer. Und das Ganze wird hier medial
natürlich dramatisch dargestellt. Entsprechend verunsichert ist derzeit die
Bevölkerung. Fakt ist, dass der grosse Regen weiterhin ausbleibt und im
Mai/Juni das Ende der Regenzeit gekommen ist (zumindest war es in den
vergangenen Jahrzenten so). Werden die Auswirkungen dieses Jahr nicht
katastrophal sein, so sind die Auswirkungen für die nahe Zukunft alles andere
als positiv.
Immerhin, für mich persöhnlich kann das ganze auch als
Chance verstanden werden, denn die bevorstehende Krise kann nur durch eine
Modifikation des Strombezugs verhindert werden, d.h. Einsatz weitere
erneuerbarer Energien (PV, Wind, Biomasse) sowie eine effizientere Ausnutzung
vorhandener Potenziale. Mal gucken, vielleicht wird sich da in dieser Richtung
etwas für mich ergeben. Genaueres kann ich aber noch nicht sagen.
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