Und wieder eine neue Kultur, wieder ein neues Stück Indien,
das gar nicht nach Indien aussieht, wieder eine weitere kulturelle Facette
dieses riesigen undurchschaubaren Landes. Auf nach Dhramsala bzw. McLeod Ganj,
der Hauptstadt der Exil-Tibeter und Sitz der tibetanischen Exilregierung.
Nach einer 10 Stunden Nachtbusfahrt kamen wir hier morgens
um 6 mehr oder weniger ausgeschlafen an und bekamen relativ schnell mit, dass
es schwer sei ein Hotel zu bekommen, was sich für uns jedoch schnell sehr gut
löste, weil der Dalai Lama da sei, und dort ein dreitägiges Seminar gebe, das
um 8:00 beginnen würde.
Also, Check-In und auf zum Haupttempel des tibetanischen
Buddhismus, auf den tausende von Leuten zuströmten (irgendwo las ich von 6000
Leuten aus 60 versch. Nationen). Nach der „Registration“ , die sich über 2
Stunden hinzog, weil halt alles entsprechend überfüllt, wollten wir dann den
Dalai Lama sehen, was sich allerdings als kaum möglich herausstellte, da der
Tempel deutlich zu klein war. Überall vor dem Tempel saßen hunderte von Leuten,
ungefähr die Hälfte in roten Mönchsroben. Das Seminar wurde vom Dalai Lama in
tibetisch und in taiwanesisch (chinesisch???) übersetzt. Wie wir später
herausfanden, wurde das Seminar (das insgesamt 4 Tage ging) von einer
taiwanischen Gruppe gesponsert, was den hohen Anteil an Taiwanesen in der
gesamten Stadt erklärte. Englische Übersetzung gab es auf Radiofrequenz 92,5
UKW, was dazu führte, dass ein großer Teil der westlichen Leute mit Ohrstöpsel
durch die Gegend lief.
Naja, ehrlich gesagt interessierte uns die Message des
heiligen Mannes in dem Moment nicht so sehr. Die Möglichkeit sich alles über
Podcast auf dem Sofa in Ruhe anzuhören anstatt auf kaltem Stein hockend mit
schönem Radiorauschen entschloss uns doch etwas anderes in der Stadt zu machen.
Wer es selber hören oder sehen will dann hier:
http://www.dalailama.com/webcasts/post/328-fundamental-wisdom---october-2014
Trotzdem können wir jetzt sagen: „Yes, we saw the Dalai Lama
!“ Fotos vom Tempel bzw. Dalai Lama haben wir leider keine, da Kameras auf dem
ganzen Geländer strikt verboten waren. Deshalb nachfolgend nur ein paar Bilder
aus der Stadt, die aber schlecht die Stimmung an dem Ort einfangen, wo neben
Mönchen, Indern, europäischen Hippies jede Menge anderes Volk auf den Straßenn
herumrennt – ein sehr interessanter Ort…
Sehr interessiert hat mich insbesonders die Geschichte
Tibets bzw. das, was von tibetischer Seite alles in Dhramsala aufgebaut wurde.
Mal kurz etwas Informationen, für die, die es interessiert:
Tibet war bis 1950 ein unabhängiger Staat und wurde dann von
China völkerrechtswidrig besetzt. 1959 verübten die Chinesen dann nach
Aufständenein Massaker in der Hauptstadt Lhasa und tausende von Tibetern
inklusive deren Oberhaupt, der damals 15 jährige Dalai Lama (genau der selbe
wie der alte Mann mit Brille und rot/gelben Umhang, der immer freundlich grinsend
im Fernsehen zu sehen ist) flohen nach Indien. Naja, um es kurz zu machen. Im
Laufe der nächsten Jahrzente bis quasi jetzt wurden über 1,2 Millionen Tibeter
getötet bzw. sind verschwunden, tausende von extrem alten Klostern zerstört und
in Tibet Chinesen angesiedelt, so dass die Tibeter in ihrer Heimat quasi eine
Minderheit sind… Irgendwie kommt mir die Story aus anderen Regionen bekannt
vor.
Der Dalai Lama wird
übrigens als eine Reinkanation einer erleuchteten Person (Buddhas) betrachtet,
der wieder in den Kreislauf des Lebens eingetreten ist. Er wird als geistiger
und politischer Führer des Volkes betrachtet – also eine Art Gottesherschaft,
was sich aus westlicher Sicht fast feudal anhört. Wir haben mit mehreren Leuten
gesprochen, die Tibetaner sehen ihn aber wirklich als ihren Führer, der Sie
hierhin in das sichere Exil gebracht hat, wovon man hofft eines Tages wieder zurückkehren
zu können. Jetzt sind die Tibeter allerdings in der ganzen Welt versträut, und
ihre Exilhauptstadt ist eben McLeod Ganj. Neben dem Sitz des Dalai Lamas haben
es die Tibeter geschafft hier eine eigene Regierung mit sämtlichen
Institutionen aufzubauen. Daneben gibt es hier zentrale Auffangstellen für die
immer noch kommenden Flüchtlinge aus Tibet, die über den Himalaya hier hab
verhungert ankommen. Dafür gibt es ein entsprechend riesiges Netzwerk aus NGOs
und Horden von Freiwilligen, das sich quasi um die ganze Welt zieht – der
Begriff „Free Tibet“ ist bestimmt den meisten ein Begriff.
Unser Glück war, dass wir über Bekannte den Kontakt zu Diki
aufnehmen konnten, einer rüstigen alten Tibetanerin, die uns in perfektem
Englisch (sie ist eine ehemalige Englischlehrerin) ihre Stadt, ihren Glauben
sowie einige superspannende Geschichten aus ihrem Leben erzählte. An Tag 2
hatten wir sogar die Möglichkeiten Diki und ihre drei Hunde bei sich zu Hause
zu besuchen. Insgesamt ein super Erlebnis – von hier aus geht es jetzt nach
einen Tag Pause wieder zurück in die Hitze, nach Amritsar und dann nach Delhi….
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