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24.07.15

Nach mehreren Wochen Pirenopolis habe ich mir die Möglichkeit nicht nehmen lassen für ein paar Tage auf eine Fachmesse für Erneuerbare Energien nach Sâo Paulo zu fliegen. Dienstag ging es los und am Freitag wieder zurück, der Flieger ist in diesem riesigen Land das völlig normalste Transportmittel. Nachfolgend ein paar Luftbilder aus Goiânia (mit unserem Haus) sowie Sâo Paulo:


Goiania, unten rechts oberhalb des Grünstreifens ist unser Haus, links davon kann man meine Laufstrecke sehen
Der Moloch Sâo Paulo, überall nur Häuser

Die Organisation der Messe allgemein war freundlich gesagt etwas gewöhnungsbedürftig, das ist jetzt nicht nur meine Kritik, sonder wurde mir auch von anderen Teilnehmern bestätigt. Los ging es mit den angekündigten Shuttleservice zur Messe, den es dann Nicht gab, weiter bei den Vorträgen, die entgegen dem Programm wild durchgemischt waren, was eine ordentliche Planung schwierig machte. Der Höhepunkt war allerdings die Kaffeepause an Tag 1. Eine Espressomaschine für 200 Leute und ein paar Snacks direkt aus den Packungen, immerhin an Tag 2 hat sich das verbessert.

Die Anzahl der Vorträge und Aussteller aus dem Bereich Biomasse bzw. speziell Biogas war eher limitier, Biogas ist noch ziemlich am Anfang in Brasilien, etwas vergleichbar mit der Situation in Deutschland in den 90er Jahren. Die Forschung hier im Bereich Biomasse konzentriert sich überwiegend auf die Herstellung von Ethanol und Biodiesel, da hier entsprechende Anlagen viel weiter ausgebaut sind...

Da parallel zum Biomassekongress noch ein Solarkongress stattfind, war ein Grossteil der
Hersteller, die als Aussteller auf der Messer waren (überwiegend aus Brasilien und China) auf den Verkauf von PV-Anlagen spezialisiert.

Interessant an den Vorträgen war,  dass die derzeitige Krise, die zumindest in den Köpfen der Brasilianer stark wahrgenommen wird, in der Branche allgemein als Chance verstanden wird. Zudem bezog sich beinahe jeder Referent auf das Vorbild “Alemanha”, sei es im Bereich Biogas, Photovoltaik oder in der Gesetzgebung zu Erneuerbaren Energien. Das heisst, Deutschland spielt nach wie vor noch eine Vorreiterrolle in dem Bereich...

Weiterhin waren auf der Messe auch ein Grossteil Studenten vertreten, die ihre Arbeiten oder Projekte in Form von Vorträgen und/oder Bannern präsentierten, etwas was ich aus Deutschland so bisher nicht kannte, hier aber anscheinend völlig normal zu sein scheint. Entsprechend einfacher wird dadurch der Austausch zwischen Forschung und Wirtschaft. Nachfolgend noch ein paar Impressionen de Messe und aus São Paulo Downtown:


Der Highway direkt vor meinem Hostel... 24 h Lärm am Tag

O biogas e caro = Biogas ist teuer...

Eröffnung




Avenida Paulista bei Nacht



20.07.15

Getränke Karte im Restaurant

Habe im Restaurant eine interessante Seite einer Speisekarte gefunden mit allerhand überzogenen Bierpreisen, auf der mir 2 Sachen besonders aufgefallen sind. Guckt mal und sucht die zwei "Fehler"

Tipp: 1 Euro = 3,5 Reais


18.07.15

Troplical Island - Die Tropen in der deutschen Provinz

Podcast - Tropical Island

War da schon wer vor Ort? Ich stelle mir das ja so ein bisschen wie eine Simulation des Regenwaldes in Deutschland vor. Interessant sind auch die Kommentare und überhaupt die anderen Folgen zum Podcast von Holger Klein: Wer Redet Ist Nicht Tot (WRINT)

13.07.15

Nossa Nossa - Michel Teló in Goiânia

Yeeah, ein Lebenstraum geht in Erfüllung. Wer sind schon die Beatles oder Led Zeppelin, wenn man einmal den Star aller Stars gesehen hat - Michel Teló - schon jetzt eine Legende der modernen brasilianischen Country Musik, auch Sertanejo Universitario genannt.


Das Konzert, das der Abschluss eines einwöchigen Festivals, vergleichbar mit einer Kirmes, war gut besucht. Zuvor jedoch wurden auf einer anderen Bühne Quadrilas getanzt, was im Nachhinein wesentlich beeindruckender als das Konzert selbst war.


Nachfolend ein paar lustige Eindrücke des Konzertes.


Mutter und Tochter sind sich noch nicht einig, ob es Ihnen gefällt

Fremdschämen

Verkäufer: Zigaretten und in Schläuchen gefüllter Cachaça (43 %)

Da ist der Michel im Hintergrund

Das Publikum rastet aus
Leider ist meine Kamera genau im berühmtesten Song im wahrsten Sinne abgekackt. Daher hier nur ein Video des Songs (inkl. deutscher Übersetzung):


09.07.15

Nachrichten aus Brasilien in dt. Sprache

Hier ein paar Nachrichten aus Brasilien aus deutschen Quellen, die man vielleicht nicht immer auf den ersten Blick entdeckt. HIER und HIER ein paar interessante Artikel.

Ausserdem lese ich seit Monaten einen sehr interessanten Blog eines deutschen Geschäftsmannes aus São Paulo. Es geht im Blog überwiegend um wirtschaftliche Informationen, aber auch andere Obskuritäten, HIER der Link.

Dann war gestern der grosse Jahrestag seit der nationalen Katastrophe. Und auch ein Jahr nach 7:1 (in Port.: Sätschi a Um) hat der fussballbegeisterte Teil der Bevölkerung immer noch mit dem Debakel zu kämpfen, auch wenn es überall ironisch bis sarkastisch dokumentiert wird. HIER ein paar Bilder sowie HIER ein intereressanteer Artikel sowie ein Video zum Thema. Auch ich werde noch immer fast tagtäglich drauf angesprochen "Aaaah, Alemao - 7:1" "Ah, Alemao, wenigstens habt ihr die Argentinier geschlagen" "Alemao, ok sprechen wir über was anderes als Fussball"

Zum Schluss noch der neue Hit von DJ Dilma Rousseff, la Presidenta, die sich mit ein paar Aussagen hier gerade zum allgemeiner Gelächter gemacht hat:


Hier die Originalversion, in der Dilma unter anderem darüber über ihre Sehnsucht nach der Maniokpflanze, eine der groessten Eroberungen Brasiliens philosphiert ("Eu sao saudando a Mandioca, acho uma das mais grandes conquistas do Brasil"). Am Besten ist jedoch der Teil, wo Sie über einen Ball philosphiert, der als Symbol für die Transformation in Homo Sapiens und Mulher Sapiens steht. (a bola e um simbolo de nossa transformação, com um bolo dessa nos transformamos em homens sapiens e mulheres sapiens). Um es zu verstehen sei gesagt, dass das Wort homo = Mensch und homem = Mann bedeutet, mulher = Frau. Ob a presidenta sich einen Scherz erlaubt hat, oder voll ins Fettnäpfchen gestampft ist, überlasse ich mal den verschiedenen politischen Ansichten hier...


06.07.15

Festa Junina



In Brasilien ( und wie ich jetzt nachträglich auch erfahren habe) ebenso in vielen europäischen Ländern sehr populär ist das alljährliche Festa Junina, auf Deutsch übersetzt das “kleine Juni Fest”. In Portugal wird es beispielsweise “festa de São Joao” genannt, was eher den Ursprung des Festes erinnert, da es ursprünglich ein religiöses Fest zugunsten Johannes (= Joao) sowie zwei weiteren Heiligen (Petrus und Antonius) darstellte. Brasilien ist halt genau wie Portugal ein Land, was durch christliche Bräuche und Traditionen geprägt ist, was sich auf solchen Gelegenheiten entsprechend widerspiegelt.

 Der religiöse Charakter ist allerdings mehr und mehr in den Hintergrund getreten, stattdessen wird in ganz Brasilien in jeder Stadt, in jedem Dorf und in vielen Häusern, Fazendas und Chacras über den ganzen Juni hinweg Festa Junina gefeiert. Als ich Anfang Juni erstmals damit in Berührung kam und nichts von dem Festival wusste, nahm man mich erst einmal mit auf das erste Fest (Veranstaltung eines Kindergartens). Zwei Tage später dann festa junina der Jugendlichen (Billiges Bier, aber dafür weniger Tradition), eine Woche darauf dann mit der Familie im Landhaus (einer sogenannten Chacra) und wieder eine Woche später zu einer typisch traditionellen Veranstaltung.Was ist dann die Festa Junina eigentlich?
 
Festa Junina mit der Familie in der Familien Chacar


Festa Junina Kindergarten

Dekoration der Festa Junina in Pirenopolis

Leticia mit ihren Eltern, zusammen mit unseren Freunden Juan und Denise

Typische Festa Junina in einem Stadtteil





Das brasilianische Johannisfest zur Jahresmitte ist in ganz ähnlich populär wie der Karneval. Im brasilianischen “Winter” wird dann gerösteter Mais, Popcorn (pipoca) süsse Äpfel (Maça de amor = Liebesapfel) gegessen, Glühwein getrunken (anders als in Deutschland aber trotzdem sehr sehr gut…) und Forró getanzt. Forró ist ein Paartanz mit Wurzeln im Nordosten zur Musik von Trommel, Triangel und Akkordeon.


Diese Tradition wurde von den Portugiesen nach Brasilien gebracht und veränderte sich durch die Bräuche der eingeborenen Indianer und schwarzen Völker. Der brasilianische Einfluss auf die Tradition des Festes drückt sich sowohl in den Speisen (Manioka, Mais, jenipapo (Milch der Kokosnuß) als auch im Brauch der Quadrilha (Gruppentanz) aus. Die Quadrilha wurde ursprünglich zu Ehren der Junino-Heiligen (St. Antonio, São João und São Pedro) getanzt, um für die gute Ernte des Dorfes (roça) zu danken. Solche Festlichkeiten (festejo) sind besonders wichtig, denn die Bauern sind normalerweise sehr gläubig. In Brasilien werden die Quadrilhas in fast allen Regionen von mehreren Paaren getanzt. Die Quadrilha wird von einem Vortänzer geführt, der die Schritte durch Verwendungen von französischen und portugiesischen Wörtern ansagt. Es gibt zahlreiche verschiedene Kommandos für eine Quadrilha und jedes Jahr kommen neue Formationen hinzu, die aus den gesellschaftlichen Ereignissen und der Kreativität der Leute entstehen.

Quadrilhatanz für die Grossen...


... und die Kleinen


... und die ganz Kleinen


Das interessanteste Details ist jedoch, dass sich die Brasilianer zu dem Festival entsprechend folklorisch kleiden, angelehnt an die ursprüngliche Kleidung des brasilianischen Hinterlandes, Nachfolgend ein paar typische Fotos:



Auch wir haben uns als Landeier verkleidet, auch wenn es nicht ganz so professioell ist

Leticia mit ihrer jüngsten Cousine Melissa

Unsere Freunde Amanda und Vanessa mit ihrer Tochter


Wer erkennt den Fussballstar?
 Weitere Traditionen sind ein Feuer (Brasilianisches Gegenstück zum Osterfeuer) sowie Feuerwerk (wahrscheinlich nur ein weiterer Vorwand um wieder einen Grund zum Böllern zu haben).

Unser Feuer mit der Chacra im Hintergrund


Und natürlich zuguterletzt, und das ist fast das Wichtigste, gutes Essen und Trinken:

Popcorn und Erdnussriegel (extrem hohes Suchtpotenzial)

Maniokkuchen (superlecker)

GLÜHWEIN

Verkauf von allerlei weiteren Leckereien
 Zu guter letzt noch ein Video einer Folklore Capoeira Tanzgruppe, die die afrikanischen Einflüsse auf das Fest darstellt:


Besuch in der Pousada