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25.02.15

Die kleinen Dinge auf der Strasse...

Da hier derzeit nicht allzu viel passiert (Sonne und Regen, Hitze und naja Wärme, Churrasco und Verkehrschaos), hier eine kleine Zusammenfassung verschiedener Bilder, die ich in den vergangenen Wochen gemacht habe mit kleinen Kommentaren...


 Das ist die Ernte beim Nachbarn, jeder kennt die Früchte: Mangos (gibt es hier im Überschuss) Sternenfrüchte und Granatäpfel. Als weitere Frucht fehlen eigentlich nur noch Avocados, die derzeit an beinahe jeder Strassenecke "wuchern". Avocados werden hier übrigens als Milchshakes, also süss gegessen/getrunken. Gewöhnungsbedürftig, aber ziemlich lecker.
Das ist eigentlich das lustigste, Hard Rock Fest mit DJs. Wer jetzt an AC/DC oder Led Zeppelin denkt (so wie ich vor 2 Jahren, als ich mich auf diese Fete verirrt habe), der wird mit jeder Menge Ohrenbluten aus schlechter Popmusik von Sertanejo (Brasilianische Countrymusik) bis hin zu Baile-Funk (das Zeug, was in den Favelas läuft) bestraft. Immerhin, Bier bis 1:00 1 R$ (siehe links oben), das sind derzeitig weniger als 30 Eurocent, damit könnte man sich das alles wieder schön reden.

 Illegale DVDs gibt es hier quasi an jeder Strassenecke, auch der neueste Hollywoodfilm ist mindestens ein Tag nach Start schon auf der Strasse erhältlich. Erstaunlich ist aber, dass es sogar deutsche Animationsfilme á la Ritter Rost oder wie hier "Carvalho Ferrugem" bis an die Strassenstände geschafft haben. Was sagt der Gesetzgeber dazu: Natürlich ist es verboten, aber von irgendwas müssen die Strassenverkäufer ja leben. Und wenn Hollywood mal wieder den Finger hebt, dann wird einmal per Razzia alles flach auseinander genommen... Aber die Woche darauf ist Alles beim Alten.
 "Cirurgia Plastica", mitten auf einer Hauptstrasse, und wahrscheinlich lange nicht die einzige Klinik, in der sich die Leute hier in Goiânia ihre Körperteile "optimieren". Brasilianer sind was Schönheits OPs angeht weltweit übrigens führend, noch vor den Staaten. Ausserdem soll es billig sein, weshalb viele Ausländer gerne hinkommen. Wer also will, herzlichen Willkommen. Übrigens ist eine Schönheits OP hier nicht unbedingt etwas, was einem peinlich ist... Ganz im Gegenteil, es wird sogar teilweise damit geprahlt...


19.02.15

CARNAVAL



Eines der Klischees in Brasilien ist neben Fussball und dem Zuckerhut in Rio natürlich die fünfte Jahreszeit, die hier überall im Lande gefeiert wird. Sind den Europäern wahrscheinlich zunächst der Karneval in Rio bekannt (wohl wegen der vielen Touristen), so sind laut den Leuten hier die besten Umzüge jedoch im Nordwesten in den Bundesstaaten Bahia und Pernambuco. Ich kann das leider nicht beurteilen, weil Beides entsprechend weit weg ist und Flüge und Hotels dort seit Wochen ausgebucht sind. Daher hier nur eine kurze Zusammenfassung vom Karneval dort.
Berühmt für den Karneval Bahias sind die sogenannten “Trio Electricos”, also Fahrzeuge, die mit Lautsprechetürmen bewaffnet durch die Strasse rollen. Das ganze erinnert vielleicht ein wenig an die Love Parade in Berlin, ist aber musikalisch mehr mit Axé und Arroxa


Carnaval in Salvador de Bahia
Der Karneval in Olinda bei Recife ist vielleicht der traditionellste in Brasilien. Wie auf dem Bild zu sehen ist e seine Tradition dort bis zu 5 m hohe Puppen mit dem Abbild prominenter brasilianischer Persönlichkeiten durch die Strassen zu führen, während drumherum die Leute  ausflippen.

Carnaval in Olinda
 Ansonsten hat Karneval in Brasilien trotz der Temperaturen erstaunlich viel mit dem Karneval im Rheinland zu tun, wenn es auch anders ist…. Beispiele: Es wird viel zu viel getrunken, auch die Brasilianer verkleiden sich zu Karneval, wenn auch nicht so extrem wie die Leute in Europa, es gibt Städte, in denen es nahezu keinen Karneval gibt (wie z.B. Goiânia) sowie Karnevalshochburgen. Naja, und in den Hochburgen wird dann von mindestens Samstag bis Dienstagnacht durchgefeiert…
In Pirenopolis, Leticias alte Heimatstadt, in die - wir am Samstag morgen flüchteten, war der Karneval jedoch gut present, auch wenn ich jetzt zugeben muss, dass wir alles eher verpasst haben. Auf der berühmten Karnevalsmeile waren wir nur für mehr oder weniger kurze Zeit – trotzdem ein bleibender Eindruck!

Karneval in Pirenopolis


 Stattdessen entschieden wir uns da die Stadt überfüllt war in Ruhe ein wenig die Zelte aufzuschlagen und ein gemütliches Wochenende zu starten, was aber letztendlich so gar nicht funktionierte, da der kleine Zeltplatz völlig überfüllt mit jungen Leuten war – letztendlich kann man sagen, dass ich hier mein erstes Festival im Februar feierte. Ohne weiter auf Details einzugehen, wir bekamen in den kommenden 2 Tagen ungefähr vier Stunden Schlaf – bis 5 Uhr war Lärm auf dem Campingplatz, ab 5 Uhr lärmten die Hühner, die um 7 von den Hunden und Vögeln abgelöst wurden, und ab 10 Uhr ging die Feierei bei den Leuten weiter. Natürlich haben wir es wieder vergessen irgendwelche Bilder zu machen, daher hier nur ein sehr kleine Auswahl...

 
Unser Zelt zu Beginn, noch ist es recht leer bei uns

Foto mit unseren Zeltnachbarn Welicton, Larissa, Filippe und Dyonatha

...Typisch Festival


 Habe selten so ausdauernde aber herzlich nette Leute wie unsere Zeltnachbarn kennen gelernt. Das Geheimnis schien wohl der Catuaba zu sein, der die ganze Zeit von Morgens! bis Abends getrunken wurde, ein Getränk, das mit ca. 12-14 % Alkohol, das nach Jägermeister schmeckt, und an das ich mich erst gewöhnen musste…

So trinkt man das Zeug, eine Flasche kostet weniger als umgerechnet 2 Euro... Morgens um 10 ging es los

 So kam es entsprechend, dass wir die meiste Zeit auf dem Campingplatz bzw. in deren Umgebung verbrachten, was dank der Leute aber mindestens genau so spassig war wie im völlig überfüllten Zentrum.

Die Zeit zwischen den Nächten verbrachten wir dann in der Natur an Wasserfällen (völlig überfüllt) oder an einem Fluss völlig abseits der Menschenmassen.

Relaxen Tag 1 an einem wunderschönen Wasserfall, der leider völlig überfüllt war


 
Tag 2 in der Natur - etwa 5 km Offroad irgendwo im Cerrado

Natur pur

... und dazu ein Campingplatz, fernab der Zivilisation...

 Jetzt ist mittlerweile alles vorbei und wir sind zurück in Goiânia – wie der Brasilianer sagt hat jetzt nach Karneval erst das neue Jahr begonnen – mal sehen was so in den kommenden Monaten passiert…

13.02.15

Wassermangel - Teil 2

Als ich eben gerade mal wieder die deutschen Nachrichten auf der Boulevardwebseite des Spiegels checken wollte, kam mir DIESE Topnachricht entgegen. Anscheinend ist das Thema schon so interessant, dass es sogar bis in die deutschen Medien geschafft hat...

Naja, den Brasilianern ist es egal (zumindest denjenigen, die nicht unmittelbar von betroffen sind), denn ab heute ist langes Wochenende wegen Karnevals, bis Mittwoch liegt das Land  jetzt erst einmal brach und feiert, was das Zeug geht. Werde danach ausführlich von berichten, was das bedeutet!

HIER und ein weiterer Bericht sowie HIER eine weitere Anekdote wie man in Brasilien gegen Gewalt im Fussball (ja, das gibt es hier auch) vorgehen will!



09.02.15

Churrasco – Grillen auf Brasilianisch



Dieses Wochenende einmal, letztes Wochenende zweimal! Das ist die Bilanz der letzten 2 Wochen. Und davor war es geschätzt mindestens jede Woche einmal – Grillen; oder wie man hier sagt “fazer um Churrasco”!

Eigentlich ist es zwar nichts Anderes als in Deutschland (Bier, Fleisch und Beilagen), auf der anderen Seite gibt es da schon einige Unterschiede, wie mir bisher immer wieder aufgefallen ist.
Zunächst einmal kann so etwas gerne einmal lange dauern (von mittags bis nachts) oder auch zu den interessantesten Zeiten beginnen (Einladung 10:00, wobei dieses Mal selbst um 13:00 nur ein kleiner Teil der Gäste anwesend war).
Das Wichtigste ist genau wie in Deutschland, dass ausreichend Bier vorhanden ist. Der grosse Unterschied ist jedoch, dass das Bier hier eisgekühlt sein muss! Ein Kühlschrank reicht hier allenfalls zum Vorkühlen, besser sind ein Gefrierschrank oder (wie beim letzten Grillen) eine Tonne voll Crushed Ice.
Gegessen wir im Gegensatz zu Deutschland anders, also in jeglicher Hinsicht. Ein ordentliches Churrasco gleicht quasi einem 3 Gänge Menü, die jedoch alle ineinander übergehen, so dass man quasi die ganze Zeit am Essen (und Trinken) ist. Los ging es am Vergangenen Freitag z.B. mit Caldo (einer typisch Brasilianischen Suppe), nach der man eigentlich bereits satt sein könnte. 



Erst dann wird der Grill angeschmissen und das Fleisch aufgelegt (bzw. für die Vegetarier Gemüse und Käse), jedoch meist nicht mariniert oder gewürzt, sondern lediglich gesalzen (um das Wasser herauszubekommen). Beilagen reduzieren sich auf die ein oder andere Sauce und vielleicht ein paar Salatblätter.
Naja, und gegessen wird dann nicht zusammen an einem Tisch, sondern quasi dort, wo man sich gerade befindet, und das ganze auch nur häppchenweise und meist ohne Teller. Das ganze kann sich dann über mehrere Stunden hinziehen. Der ständige Biernachschub führt natürlich dazu, dass man nie richtig satt ist. Am Besten kann man das auf den folgenden Fotos sehen…
Das Fleisch wird mit Salz vermischt...


...gegrillt...

...geschnitten...

.... und serviert....
 

Und ist es mit der Esserei nicht genug, so wurde beim letzten Mal noch einen drauf gesetzt und Nachts um 1:30 noch einmal eine ordentliche Ladung Reis mit Bohnen und Sauce serviert. 




Danach ging wirklich nichts mehr inkl. Verweigerung der Nahrungsaufnahme am nächsten Tag. Aber Churrasco, das geht immer wieder, im Gegensatz zu Deutschland sowohl im Sommer als auch im Winter – hauptsache viel Fleisch und kaltes Bier, auch wenn das für uns Beide nur zur Hälfte zutrifft!






02.02.15

Hitze und KEIN Regen



Nach 21 Tage im neuen Jahr hatte es hier endlich den ersten Regenschauer gegeben. Während Deutschland wohl derzeit im Regen oder Schnee versinkt, bleibt hier der Regen weitestgehend aus, und das in der Regenzeit.

Stattdessen ist Tag und Nacht Hitze angesagt. Nachts fällt hier nachts derzeit das Themometer selten unter 20 Grad, so dass ohne Klimaanlage oder zumindest ohne Ventilator an Schlaf kaum zu denken ist, dementsprechend nicht erholsam ist dann der Schlaf, was sich dann auf den folgenden Tag auswirkt. Ab ungefähr 10 Uhr klettert dann das Thermometer auf über 30 Grad und fällt unter diese Marke erst ab 18 Uhr. An einen längeren Aufenthalt in der Sonne ist dann ausserhalb eines Pooles kaum zu denken, es sei denn man will sich saunen. Entsprechend unmotiviert und faul bin ich über den ganzen Tag. Aber das scheint nicht nur mir so zu gehen, sondern der ganzen Stadt. Naja, derzeit ist es halt genauso wie in Deutschland, nur entsprechend halt das Gegenteil.

Wetterbericht, bei uns in Goias sind es heute 31 °C, für Brasilien recht kühl
Hatte ich vormals immer gedacht das Allgemeine beschweren über das Wetter sei eine typisch “deutsche” Eigenschaft, so muss ich das nach den letzten Eindrücken korrigieren. Oftmals beginnt ein Smalltalk hier mit “Ooh, tanto calor estes dias” (oh, so heiss die Tage…). Das komische ist, dass es ja immer so ist, also beinahe das ganze Jahr über… Aber genau wie man sich in Deutschland niemals an das Regenwetter gewöhnt, gewöhnt man sich hier nicht an die Hitze.

Aussergewöhnlich ist jedoch wie gesagt der Fakt, dass es hier in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten kaum geregnet hat, und das gilt nicht nur für unseren Staat Goias, sondern für den Rest des Landes (vielleicht mit der Ausnahme des Amazonas, wo es ja quasi täglich regnet). Das hat natürlich Auswirkungen, womit ich mich in den vergangenen Tagen mal ein wenig intensiver beschäftigt habe. Eigentlich besitzt Brasilien mehr Wasserreserven als jedes andere Land der Welt, unter anderem durch das riesige Amazonasbecken, das beinahe 50 % des Landes ausmacht (aber nahezu unbevölkert ist). Es gibt jedoch ebenfalls Regionen (besonders im Nordwesten), in denen es kaum regnet. Zudem unterscheidet man die Jahreszeiten hier nicht in Sommer und Winter, sondern in Regen- und Trockenzeit. Entsprechend kann dies zu Engpässen führen.
Zudem ist der gefühlte Wasserverbrauch pro Kopf in Brasilien scheint meiner subjektiven Einschätzung nach um einiges grosser zu sein als in Deutschland. Man duscht hier gerne zwei oder selten auch dreimal täglich, beim Spülen wird um einiges mehr an Wasser verbraucht und es ist kein Seltenheit täglich mit dem Gartenschlauch den Boden vor dem Haus zu reinigen. Wie gesagt, das sind Beispiele, die mir hier im alltäglichen Leben auffallen.
Jetzt gehen im Moment die Wasserreserven extreme zurück und sind in einigen Teilen des Landes bereits am Limit. In einigen Teilendes bevölkerungsreichsten Bundesstaat São Paulo wurde die Wasserversorgung sogarfür einige Stunden am Tag abgestellt. Schon interessant, welch rigorose Massnahmen hier ergriffen werden, für Deutschland ware ein solches Szenario nahezu undenkbar.

Die Auswirkungen beschränken sich aber nicht nur auf die Wasserversorgung, sondern auf die Stromversorgung. Brasilien bezieht seinen Strom zu über 80 % aus Wasserkraft und ein Grossteil der Stauseen ist derzeit nun einmal unter 10 %, d.h. nahezu leer. Und das Ganze wird hier medial natürlich dramatisch dargestellt. Entsprechend verunsichert ist derzeit die Bevölkerung. Fakt ist, dass der grosse Regen weiterhin ausbleibt und im Mai/Juni das Ende der Regenzeit gekommen ist (zumindest war es in den vergangenen Jahrzenten so). Werden die Auswirkungen dieses Jahr nicht katastrophal sein, so sind die Auswirkungen für die nahe Zukunft alles andere als positiv. 



Immerhin, für mich persöhnlich kann das ganze auch als Chance verstanden werden, denn die bevorstehende Krise kann nur durch eine Modifikation des Strombezugs verhindert werden, d.h. Einsatz weitere erneuerbarer Energien (PV, Wind, Biomasse) sowie eine effizientere Ausnutzung vorhandener Potenziale. Mal gucken, vielleicht wird sich da in dieser Richtung etwas für mich ergeben. Genaueres kann ich aber noch nicht sagen.